was ich gerade lese - ausgelesen habe


http://www.amazon.de/Mein-Liebes-Verbrecherleben-Martin-Heidegger/dp/3547765315

daraus --- die weibliche Protagonistin zum Anwalt, der sie mit der Begründung der sexuellen Hörigkeit verteidigen will:

"Ich weiß nicht, wie Sie sich als Liebhaber verhalten,noch, wie andere es machen, aber ich weiß,dass das Wunder der Liebe darin besteht,allein zu sein. Beim Orgasmus gibt es diesen ganzen Schwachsinn nicht, den die Leute hineindeuten. Man ist allein, verstehen Sie? Die Vagina, die Klitoris, die Brüste sind geschwollen, heiß, kurz davor, vor Leben zu zerplatzen, man denkt ausschließlich an sich, nur an die körperliche Lust. Der ganze Körper ist mit der Haut der Sinnlichkeit überzogen, die Lust, die Ihnen der andere gibt, beschränkt sich darauf,seine Haut an Ihrer zu reiben, wodurch Ihre Gefühle gesteigert und vervielfacht werden. Aber Sie, Sie allein sind
es, der Ihre Welt erfüllt. Mit Martin konnte ich mich das erste mal an mir selbst berauschen."


Nun diese These ist doch zumindest diskussionswürdig, oder ?
thau - 19. Feb, 15:36

.. o wären meine geschwollenen Knöchel so wohlproportioniert zum ganzen, zum tango geboren ..

Bubi40 - 19. Feb, 17:03

es waren zwei königskinder ...

die hatten einander so lieb.
sie konnten zusammen nicht kommen.
sie waren beide zu dick.

Jossele - 19. Feb, 19:44

Dem wäre an sich nicht viel hinzuzufügen.

Na ja, ich kenn den Heidegger eher nur von seinen "sehr leicht" lesbaren Sätzen und tu mir schwer, ihn orgasmusauslösend zu denken.

salut
Josef

orgasmo (Gast) - 19. Feb, 22:50

heidegger....schau! schau!

möcht mann/frau gar nicht glauben,
daß der zipfelmütz aus todtenau,
so nebenbei ein bräunlingaffiner...
nun ja, lust ist ideologieresistenz und -übergreifend,
tja.
dennoch: die sprache ist körperhaft bildlich,
die darstellung der weiblichen affekte authentisch,
soweit ist ja alles bestens.
primum vivere, deinde philosophari,

Nante - 20. Feb, 10:53

Lust ist ideologieübergreifend @ orgasmo

ja - klar, denn sie entstammt dem vormenschlichen Genprogramm: Erhaltung der Art ...

Besonders arg wird diese Lustfeindlichkeit dort, wo Lustempfinden und Ausüben sanktioniert wird ..

Mit Adorno gesagt: wir im beschädigten unser beschädigtes Leben leben ...
Nante - 20. Feb, 10:47

meine eigenen Reflexionen zu diesem Roman: @ thau, bubi40,jossele, orgasmo

Der Protgonist im Text Martin Heidegger täuscht die Protagonistin, eine junge Fleischverkäuferin, deren persönlichen Namen wir nicht erfahren: er heißt " in der Textwirklichkeit" Martin Einegger.
Diese Umstellung ist nicht zufällig von Messadiè gewählt, denn der "falsche" Martin ist ein echter Philosoph - er lehrt Philosophie auf der Uni Hamburg... .
Und irgendwie werden Teile der Lehre und des Lebens des historischen Martin Heideggers auf "satyrischste" Weise im Texte vermengt - wer denkt beim Lesen nicht an Hannah Ahrend ... kann sich vorstellen, dass der reale Martin Heidegger wohl sehr geschockt gewesen wäre, hätte man ihm solch " unmoralisches" Verhalten attestiert.... aus dem MUNDE DER FRAU ....

Das Sein " enthüllt" sich im Text als Sexuallust betontes "Dahinleben" - zwei. drei Wochen, bis das Geld alle ist ... und folglich wieder die soziologisch bestimmte Zeit als relative Abfolge von Lebensunterhaltsbeschaffung und unbeschränkten Tun eintritt ... beides ist den Protagonisten am Ende des Romans verwehrt: Martin Einegger ist tot - die junge Frau bereit, Lust als Ware anzubieten ...

Der "denkerische "Einfluss des gebildeten älteren Herren auf die ungebildete sehr junge Ehefrau eines - in JEDER Beziehung - Normalos gibt vor, die Frau zur Lust am " Nachdenken" bewegen zu wollen ---- reichte aber "nur" dazu aus, dass diese erkennt, dass Lust am eigenen Körper der Beginn selbstbestimmten Lebens ist ....
Und ob sie dieses schaffen wird, bleibt offen .... wird nicht zu Ende erzählt ...

Bubi40 - 20. Feb, 11:36

" die Frau zur Lust am " Nachdenken" bewegen zu wollen ---- reichte aber "nur" dazu aus, dass diese erkennt, dass Lust am eigenen Körper der Beginn selbstbestimmten Lebens ist ...."
nante

" Ein jeder lernt nur, was er lernen kann;
...
Besonders lernt die Weiber führen;
Es ist ihr ewig Weh und Ach
So tausendfach
Aus einem Punkte zu kurieren,..."
olle jöthe

scheint ja ein dauerbrenner zu ein !!! ODER ???
Nante - 20. Feb, 12:08

Tscha, Bruder ...

Ich kontere mit IHM :
: Halb zog sie ihn, halb sank er hin
und ward nicht mehr geseh`n .

http://www.literaturwelt.com/werke/goethe/fischer.html


Und nun komme ich zu einem Ansatzpunkt, der mich eben an der Aussage Messadiès zweifeln lässt..

Gerade im AKT - wie außergewöhnlich er auch in diesem Roman ablaufen mag - BEGEGNEN sich zwei Menschen ...
Ich kann nicht glauben, dass der Akt NUR ein einsamer ist .... zumindestens - so widerlegt Messadiè die von seiner Protagonistin formulierte These im Handlungsverlauf brauchen beide Geschlechtspartner einander..

Ich schreibe NICHT GE-brauchen, sondern BRAUCHEN sie brauchen einander , um sich selbst zu erleben...

nun ja --- ein weites Feld - und - *lächel* so recht aus der Retrospektive gedacht ...

Bubi40 - 20. Feb, 12:50

passt vielleicht hintan ...

100 jahre heinz erhardt :

Die Zelle

Das Leben entspringt auf alle Fälle
aus einer Zelle.
Doch manchmal endet’s auch bei Strolchen
in einer solchen.
Ulrike (Gast) - 20. Feb, 13:38

Ich finde nicht, ...

... dass die These diskussionswürdig ist. Sie stimmt ganz einfach. ;-)

Mittagsgruß - Ulrike

Nante - 20. Feb, 13:46

ich könnte Dir, Ulrike,

ganz unverstellt zustimmen ..

NUR: es stimmt mich bedenklich, dass der Autor dieses fiktionalen Wunschtraumes ein M A N N ist ..

und auf diese vertrackte Art und Weise seine Phantasien vom " formbaren" Weibe auslebt...

spannnd gemacht --- keine Frage !
thau - 20. Feb, 15:33

empfinden löst denken aus

vortritt > reiben > nachtritt ;)

bonanzaMARGOT - 22. Feb, 18:38

?
ziemlich oberflächlich gedacht. wir sind in allem immer allein - subjektiv - mehr oder weniger. da bildet der sex keine ausnahme. bloß weil ich an einem anderen körper hänge, heißt das nicht, dass ich in mir nicht mein ewig eigenes karussell fahre. gleichklänge passieren aber auch. ob die illusion sind oder nicht ist ebenso die frage wie die frage nach gott.
wenn die leute keinen "schwachsinn" in etwas hineindeuten würden, was wäre dann noch von der welt übrig?

Nante - 22. Feb, 19:20

Sei nachsichtig, bon..

wir sind doch alle schwache Menschen - warum sollen wir denn immer alle und immer stark ( sinnig) sein....

ich fand diese Gedanken ganz nachdenkenswert - zumal aus dem Gesamttext hervorgeht, dass die Protagonistin ihre Ideologie gar nicht durchhalten kann ....

halt auch `ne schwache Menschin ....
Bubi40 - 23. Feb, 08:57

mit verlaub ...

" wir sind in allem immer allein - subjektiv - mehr oder weniger."

ich verstehe ehrlich gesagt das "subjektiv" nicht. ohne objekte kann ich doch nicht subjektiv sein; das verhältnis zum objekt ist doch gerade das "mehr oder weniger". ich denke, daß die liebe - im "elisabetta`schen" sinn - der möglicherweise einzige zustand ist, wo subjekt und objekt eins werden - sich die frage nach "allein sein" also nicht stellt.
bonanzaMARGOT - 23. Feb, 17:04

die welt, wie wir sie sehen und fühlen, ist nichts als ein abbild in unserem kopf - darum ist alles, was wir wahrnehmen, apriorisch eine interpretation unseres geistes und damit subjektiv - die liebe, körperlich wie seelisch, bildet da keine ausnahme.
liebe ist eine form intensiver kommunikation verwandter geister (köpfe). objektiv gesehen lebt aber jede kreatur immer in sich - in seinen gedanken- und emotionskarussellen.
Elisabetta1 - 22. Feb, 19:27

könnte es sein....

daß bonanzaMARGOT die wirkliche, wahre liebe, noch nicht kennengelernt hat?
wenn er beim sex an einem anderen körper *hängt* und dabei sein eigenes spielchen bzw. karussell dreht ( wie er sagt ), dann kann dies mE nichts mit liebe zu tun haben, sondern nur ein nachgeben der begierde, der triebe. schade für ihn, wenn es so wäre. ;-(

bonanzaMARGOT - 23. Feb, 17:11

ich bin froh, dass ich nicht weiß, was die wahre liebe ist, elisabetta. das entwertet aber doch nicht meine gefühle.
es ist, glaube ich, nicht möglich, allgemeingültig über liebesempfindungen zu reden. die wahre liebe ist ebenso willkürlich wie gott. man denkt sie sich je nach kultur und erfahrungen zurecht.

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