Lebensreisenotiz

Es ist verwunderlich,
wundersgleich,
wie tiefe Wunden
im Fahrtwind verweh`n,
große Gefühle
in ihm vergeh`n.


mg


Darüber staune ich immer wieder --- nach vielen Abschieden ist das Staunen über diese Tatsache immer wieder frisch.
coccinello (Gast) - 19. Jun, 22:14

nur viele abschiede ermöglichen oftmals neu anzukommen.....


Nante - 19. Jun, 22:50

.......................

nun ja ..... Die Dauer im Wechsel --- ist ja ein Goethescher Gedanke.
Ich dachte aber eher an die kalte Gleichgültigkeit, die eine reale Folge vieler Abschiede ist.... ich meine damit nicht nur Abschiede von Menschen: nein, einzusehen, dass ich " falschen Götzen" ( Ideologien und so ) aufgesessen bin, setzt dieselben Mechanismen in Gang.

Viele kalte Gleichgültigkeiten lassen die Lust auf " neues Ankommen" vergehen. " Man " begnügt sich mit Gewohntem.... entdeckt in ihm Neues, Liebenswertes .... macht es sich häuslich * lach*
Jedenfalls geht es mir so..... Ich habe an sich keine Lust mehr, mich auf"neue Menschen" " neue Ideologien" allzusehr einzulassen, denn dort Gleichgültigkeit zu erleben, wo man einst brannte, macht traurig.

Oder ist diese Erkenntnis bereits eine, die zur Weisheit führen kann - zur Distanz ?

Ich weiß nicht..... jedenfalls - ist es so ....
felshuette (Gast) - 19. Jun, 22:54

verwinden

Ein erinnerter Schmerz im Augenblick einer frisch erfahrenen Herzwunde kann m.E. sogar manchmal wie ein Trost oder Balsam wirken. Sicher ist der Schmerz jeder Wunde ein anderer, aber die Anzahl der erfahrenen überwundenen oder verwundenen Wunden scheint - und wenn es „nur“ das ist - dann und wann eine Art Linderung bewirken, weil das Danach vorhergehofft werden kann und dadurch die Menge den "Einzelfall" kleiner erscheinen läßt. - Wird sicher jeder für sich anders empfinden. Und weh tut trotzdem jedes Scheiden, auch wenn noch so sehr danach gesucht wird, die Bilder vergangenen Fühlens bei Wunden wegzuschieben oder bei großen Gefühlen herzuträumen.

Nante - 19. Jun, 23:05

Ja, liebe felshuette...

Du magst Recht haben --- dies " Endprodukt" - Gleichgültigkeit bewirkt dann , wenn man an das Verabschiedete denkt --- gerade wenn es einen geformt hat ( der Katholizismus z.B.) Trost.. Es tut eben nicht mehr weh und das ist tröstlich.....



Wehmut kann ich mir allerdings mitunter gestatten, wenn ich bemerke, dass ich immer weniger Zugang zu großen Gefühlen habe.... ja nicht einmal mehr Sehnsucht nach ihnen....


es ist ein seltsam Ding mit dem Altern, liebe V.
Jossele - 20. Jun, 17:33

Abschied und Umbruch, sich leise einschleichend und dann da.
Mit den Jahren sollte man/frau es lernen, tut es aber nicht oft wirklich.
Loslassen ist kein leichtes Ding, weil das Verweilen war ein Teil von uns.
Was bleibt?

felshuette (Gast) - 21. Jun, 13:44

Liebe Nante,

hast Du schon mal die Möglichkeit in Erwägung gezogen, daß Du etwas „Großem“ auf die Spur gekommen bist, wodurch Du das „Normale“, Alltägliche und Nicht-Vollkommene dieser Welt nicht mehr gleich wichtig nehmen kannst? Manche merken es nämlich nicht sofort, wenn sie etwas „Ewigem“ begegnen, erst dann, wenn sie das Zeitliche nicht mehr für das Ganze halten können. Wer mit dem da oben irgendwie zu tun bekommt (der fragt nämlich nicht, ob Du das willst oder nicht;-) der wird die „Welt“ kaum mehr todernst nehmen können, was nicht heißt, daß er dann zum Zyniker würde, der nix mehr ernst nimmt, sondern er „leidet“ dann sogar NOCH mehr an der unvollkommenen Oberflächlichkeit. Irgendwie denke ich manchmal wir reden von etwas Ähnlichem und gebrauchen nur eben verschiedene Arten, es zum Ausdruck zu bringen;-) Habe bloß noch mal „reingeschnuppert“, weil sich aus Deinen Zeilen eine fast unscheinbare Träne aus meinem Monitor herausresigniert zu haben schien;-)
Nante - 22. Jun, 08:45

Loslassen - ja Jossele

aber da jede Begegnung - sei es mit Menschen, sei es mit Ideen einen ltTeil von uns auch prägt, kann die Gleichgütligkeit - in Deinen Sinne - wohl nicht als Verweilen , sondern eher als Flucht vor sich selbst aufgefasst werden den...Man empfindet dort Leere, wo es Fülle gab..

nun ja .... ich weiß gar nicht, ob dieses Gedanken - an das Texterl angewendet - noch zulässig sind.

Aber Du sagst es: mit den Jahren lernen wir mit Distanz und Nähe umzugehen..
Kotopulo - 21. Jun, 17:25

nur soviel dazu ...

wie tiefe Wunden
im Fahrtwind verweh`n,
große Gefühle
in ihm vergeh`n.


... damit man/frau zu noch Grösseren fähig ist ... so geschehen Frau Huhn ...

... und ich wünsche jedem/jeder von ganzen Herzen es zu erkennen und sich daran zu laben ...

Liebe Nante ... Danke ... ich erinnere mich gerne daran, dass nach jedem noch so tiefen Tief ein ganz helles, buntes, freudiges, jauchzendes Hoch kommt ...

Nante - 22. Jun, 08:59

Hallo, Kotopulo

Frau Huhn, wer so Wunderbares als "Neuschöpfung" erleben kann, hat alles Recht der Welt, in bunte, jauchzende Hochrufe auszubrechen --- .
Ich freue mich für Dich ....
Nante - 22. Jun, 08:55

liebe felshuette,

Das "Große", von dem Du sprichst, kann ich schon irgendwie deuten, wenn ich nämlich Josseles Gedanken weiterspinne.
Wir "lernen" ( eher unfreiwillig), dass wir, je gelassener wir werden, je gleichmäßiger und " abstandsbewusster" wir der Welt gegenüberstehen, desto größer können wir das Andere erleben, das uns aufs Neue gegenübersteht ( Frau Welt war ein Symbol im Mittelater und noch im Barock für Lebensüberfluss und Sinnenlust).

Nante - 22. Jun, 11:42

eben höre ich in ARTE

Philosphie : TOD


und höre, dass das Leben die Vorbereitung auf den Tod ist

Sokrates, Schoppenhauer und viele andere sagen das

Der Tod befreit den Menschen für einen anderen Zustand .... wie der auch immer aussehen mag Nur verdrängen sollte man ihn nicht...

und die richtige Vorbereitung ist das Loslassen ... jeder Mensch tut das anders In Indien wird der Gott Ganesha ( Ganesch) mit einer Axt in einer Hand dargestellt. Diese Axt braucht der Mensch, um sich vom Überflüssigen zu trennen..

felshuette (Gast) - 22. Jun, 15:05

"abstandsbewußt"

Da hast Du ein wahres Wort gesagt! Die "richtige" Distanz zu sich und zum Andern ist nicht so einfach, finde ich, obwohl sie oft heilsam sein kann, weil bewußt gewähltes Alleinesein wie ein Urlaub für die Seele sein kann, den ich mir gern gönne. - Der Grat zwischen dem Mut zum Sich-Verletzbarzeigen und der Notwendigkeit sich abzugrenzen, ist verflixt schmal. Beides ist wohl nötig, die eigenen Grenzen und die des Anderen einschätzen zu können, um im rechten Augenblick, das eine vom anderen unterscheidend, handeln zu können oder eben auch mal passiv zu bleiben, wobei auch die Passivität, das von Außen auf die Szene schauen, ein aktives Beteiligen am So-Sein-Lassen zu sein scheint. Du merkst, ich kann mich nur so ausdrücken, wie ich es empfinde, da ich wenig philosophische Bücher gelesen habe. Muß ja auch nicht, zumindest weiß ich, daß ich das bei Dir nicht "muß";-)
Jossele - 22. Jun, 18:45

Tipp: Galerie Westlicht in Wien, Bilder vom Sterben, Fotographien.
Ist nicht voyeuristisch, eher menschlich.
http://www.westlicht.at/
Nante - 22. Jun, 19:28

Jossele, Danke für den Tipp..

habe mir diese Galerie schon zu den Lesezeichen gegeben. Werde im Herbst unbedingt mal hingehen. Wir sind ab übermorgen in Oberösterreich ... da geht es sich nicht mehr aus.


Aber vielleicht überrede ich meinen mir Angetrauten , dasss wir erst einen Tag später in die Sommerklausur fahren ... das Thema

Noch mal leben - eine Ausstellung über das Sterben

reizt mich sehr.

Nante - 22. Jun, 19:37

liebe felshuette ...

Ja, dieser schmale Grat zwischen Distzanz und Nähe ist eines meiner Lebensthemen ... immer, wenn ich Nähe eines anderen Menschen spüre, bekomme ich Angst vor ihr ... und immer wenn ich Distanz spüre, reizt es mich, Nähe herzustellen.

Interessant finde ich Deine Einordnungskategorie der Nähe: SICH VRLETZBAR ZEIGEN DÜRFEN ...


Da stimme ich Dir zu.... und da kommt wieder das Thema VERTRAUEN ins Spiel...



ein weites Feld ...


PS: liebe V. - wer, wenn nicht Du, kann seine Ideen in klarer Sprache und abgewogener Differenz umsetzen ... ???

kein fishing for compliments, meine liebe Dame * lach*
felshuette (Gast) - 22. Jun, 21:07

`was zum Schauen

-> http://www.michaelhagedorn.de/

Bin sicher, Du wirst Dir die Fotos öfter anschauen. Mit solchen Bildern bin ich zum großen Teil aufgewachsen, mittendrin im Leben und Sterben, daher weißt eh, daß ich mit Komplimenten und Höflichkeit, Nettigkeit und Oberflächlichkeit nix anzufangen weiß;-)
Müßte ich ein Motto wählen, würde es heißen: Mut zum Trotzdem, denn auch wenn wir alles verlieren, haben wir trotzdem immer noch die Möglichkeit, uns für die Achtung uns selber und damit auch dem Nächsten gegenüber zu entscheiden. Manchmal denke ich, wenn genug Selbstachtung da ist, kann ich auch wandern gehen, ohne mir vorher die Taschen zu füllen, denn unterwegs wird sich irgendwo immer eine Quelle finden;-)
Sinan Mirza - 9. Jul, 18:58

Re

Schön geschrieben, einfach und tiefsinnig zugleich.
Mit freundlichem Gruß
Sinan

Nante - 10. Jul, 20:11

Hallo, Sinan Mirza ...

Dein Lob freut mich ...
ich habe Deine Seite besucht und mir gefallen Deine Gedanken auch sehr gut.
Grüßchen
Nante

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