tomtekall - 2. Jun, 17:33

…bei der Ausweitung auch ganz bewusst passte, weil sie den Rahmen der BLOGmöglichkeiten irgednwie sprengen …. @Nante

das kam auch mir gerade in den sinn.

doch zuallererst – freue ich mich über das rege echo – einerseits von deiner seite als inhaberin dieses blogs, aber auch von seiten dritter, wie z.b. bonanzaMARGOT! in beiderlei hinsicht erkenne ich echtes engagement für das – von mir – „anschnittsweise“ länge mal breite ausgewalzte thema menschliche aggression. ich fühle mich in meiner ansicht bestätigt, dass das interesse an diesem thema groß ist. fundiertes, stichhaltiges wissen um das phänomen aggression kann, - davon bin ich überzeugt -, den menschen freier, sicherer und glücklicher machen. was wir traditionell über die eigene menschliche natur wissen, macht diese nicht wirklich versteh- und als gottgegeben akzeptierbar. umso weniger gelingt es uns durch gewalt charakterisierte ereignisse und erlebnisse in einen sinnvollen- und NICHT angst machenden kontext zum menschenlichen wesen zu bringen.

was wissen wir schon über aggression? wie wir darüber denken – sowohl über die eigene als auch über die der anderen menschen – ist zumindest in unserer kultur seit hunderten von jahren durch die christliche lehre überformt und determiniert. ergo charakterisiert ausschließlich glaube unsere einstellung zu einem so fundamentalen parameter der menschwerdung wie die aggression. im gegensatz zu reifendem wein indiziert die tradition überkommenen wissens aber nicht direkt einen qualitätszuwachs. dementsprechend hilflos und unbedarft stehen wir heutigen menschen der aggression gegenüber. sie ängstigt und verunsichert manchen mitmenschen offenbar dermaßen, daß diese aggression in einem typischen vermeidungsverhalten als „nicht-menschlich“ apostrophieren, also geradewegs als „satanisch“ brandmarken und negieren. damit geht aber auch die chance verloren den menschen – und damit sich selbst – verstehen zu können.

aggression fällt - auch und gerade für den bildungseuropäer – in den zuständigkeitsbereich des christlichen kultes. nicht zufälligerweise, denn erfolgreiche demagogen – wie dies auch religionsführer sein können - instrumentieren instinktiv die vitalsten aspekte des menschen. nur so packen sie ihn im kern seines wesens. sobald die ethik von sexualität und aggression mit der kompetenz eines kults konotieren, sind die repräsentanten desselben automatisch mit „gottgegebener“ autorität ausgestattet. doch während die inkompetenz der christlichen kirche in bezug auf sexualität immer deutlicher wird, – erinnerlich sind hexenverbrennung und päderastie als folge des zölibats –, ist ihre inkompetenz in punkto aggressionsbewältigung – fast hat sich meine computertastatur jetzt dagegen gespreizt so eine „ungeheuerlichkeit“ überhaupt zu schreiben - weit weniger ein thema. (in diesem zusammenhang habe ich in einem früheren post den tief im christlichen glauben verwurzelten antisemitismus angesprochen.)

das christentum ist ja in wahrheit nicht jüdisch-ländlich wie jesus von nazareth selbst es war, sondern nach dem eigentlichen religionsgründer in jeder denkbaren weise – „paulinisch“. es dürfte dem heutigen menschen daher nicht so ganz wohl sein bei dem gedanken, dass es tatsächlich möglich sein sollte die weltsicht (und religiosität) der damaligen römer und griechen, - jener lokal begrenzten hellenistisch orientierten militärischen eroberergesellschaft -, „völlig problemlos“ auf die heutigen eng miteinander vernetzten menschenmassen zu übertragen. – wie es christliche kirchen tun. dennoch bleibt die notwendigkeit der adaptierung der christlichen ethik weitestgehend unreflektiert und der amtierende pontifex maximus verunsichert mit seinen überkommenen ethischen maximen weiterhin hemmungslos christen wie nichtchristen. weder „working ethics“ noch eine bibel-exegese werden ins auge gefasst! wie soll dann otto/ottilie normalverbraucher - ausgestattet lediglich mit dem christlichen kinderglauben – ein selbstwertgefühl entwickeln können?

was könnte zur sache noch folgen?

aggression und gewalt könnten aus dem religiösen kontext gelöst und „moralinfrei“ besprochen werden. eine neupositionierung des menschen zu einem seiner wichtigsten grundantriebe könnte versucht werden, sowie eine menschlichere haltung zur gewalt, wie sie – auch im bannkreis der kirche – sozial erfolgreich tätigen menschen insgeheim bereits heute überantwortet ist. „man möge der kirche ein neues pfingsten schenken“ – hieß es dieser tage, und ein aufweichen des kirchlichen monopols in bezug auf das thema aggression – das „böse“ an sich – wäre meiner ansicht nach genauso fällig wie auch sexualität schon längst zu einem in wahrheit außerkirchlichen thema geworden ist. problematisch ist die aggression betreffend nur die äußerst schmale wissensbasis. vielleicht ein erbe der christlichen prädominanz? jedenfalls wissen wir recht gut, wie man kriege führt, aber das warum ist uns wenig bewusst. auch kennen wir kaum praktikable alternativen sondern leben auch unsere eigene aggressivität mehr oder weniger wohldosiert, solange wir können und nicht durch andere gestoppt werden. die – meines wissens – bislang einzige wissenschaftliche kapazität auf dem gebiet der aggression ist leider kompromittiert und noch dazu ohne echten nachfolger verstorben. aus diesem grund hat die aggression auch nicht in die human-psychologie eingang gefunden. im endeffekt verfügt wohl kaum ein mensch – den ich kenne - über eine effiziente philosophie zum thema gewalt und man tut sich allenthalben schwer gewaltbedingte traumata zu verstehen und zu verarbeiten. ich kenne nur wenige menschen, die mit dem phänomen gewalt vorurteilslos und gelassen umgehen, und die weit davon entfernt sich von den horrormeldungen in den medien ins bockshorn jagen zu lassen. mir sind auch nur wenige menschen bekannt, die gewalttätern zur bestrafung NICHT die brutalsten vergeltungsmaßnahmen von seiten der gesellschaft zumuten würden. aber sowohl die latente furcht vor gewalt als auch die befürwortung exemplarischer strafweiser gewalt sind nichts anderes als ein eindrücklicher beweise dafür, dass der moderne mensch dem phänomen aggression sprichwörtlich nackt gegenübersteht – nach immerhin fast 2000-jährigem bestehen der – selbst auch alles andere als gewaltlosen – christlichen kirche.

aber jetzt kommt das „blog-sprengende“ argument ins spiel. ich danke dir, Nante, für das angebot einer von mir initiierten diskussion technisch den boden ebnen zu wollen! wir dürfen allerdings nicht übersehen, welch breite spuren jeder einzelne von uns auf diese weise „im magnetfeld“ auf dauer hinterlässt. wenn wir uns hier wie in einem dorf wähnen können – ein gast dieses blogs hat das erst unlängst erwähnt –, weil einer den anderen nach kürzester zeit „an der schreibe“ wieder erkennt, dann steht zwangsläufig zur disposition, inwiefern man sich in bezug auf ein reizthema überhaupt aus dem fenster lehnen möchte.

z.b. dein kommentar zum kain-und-abel-relief, liebe Nante! das hat mich zutiefst betroffen gemacht, da ich dich als hoch intellektuelle person kenne und als jemanden, der dagegen immun ist sich ideologisch am zeug flicken zu lassen. dennoch horrifizierst du die aggression, imaginierst ein hinterhältig zuschlagendes „Moralkeulchen“ und gibst dir ausgerechnet in einem so dauerhaften medium wie dem internet – und wohlgemerkt unnötigerweise – selbst allerlei wenig schmeichelhafte bezeichnungen, die das ansehen einer person nachhaltig mindern können… dass dir anonymität zudem auch nicht sonderlich wichtig ist verträgt sich ganz gut damit, dass sie auf dauer ohnehin nicht zu halten ist und in mehrfache redundanz übergeht.
das bringt mich in die bredouille, denn mit zunehmender informationsdichte beginnt mich die betreffende psyche zu beschäftigen. aber wer intendiert schon, dass er interpretiert wird? nachdem meinen „erkenntnisleitenden“ reflex niemand absichtlich triggert, ist der salat fertig, sobald ich beginne gedanklich auf der stelle zu treten. wo kein detail vergessen wird ist es problematisch sich zu artikulieren! in bezug auf seine rückhaltefähigkeit von information ist das internet ja bereits als unmenschlich entlarvt! erst unlängst habe ich die namen meiner kinder „gegoogelt“. viele ihrer persönlichen daten schwirren im internet rum, manche werden von dritter seite kommentiert. ein mensch deiner profession und begabung, liebe Nante, kann dem schreibduktus einer person noch ganz andere information entnehmen, also zähle ich auf dein verständnis, daß ich meine aktive präsenz in deinem blog umgestalte, obwohl die darin angesprochenen themen – jedes für sich – reizvoll sind.

abschließend bedanke ich mich für die wertvollen anregungen, wie z.b. zum thema individualität und austauschbarkeit und „Entfaltung des Humanen“. ersteres reizt mich zu klären, letzteres der bevormundenden vereinnahmung durch künstliche autoritäten zu entziehen.

Nante - 2. Jun, 21:24

@ tomtekall - Verabschiedung ... auf eigenen Wunsch: leider :::::::::::

Ja, das Thema Aggression ist unerschöpflich, und seit den Anfängen der Menschheit in ihren kulturellen Hinterlassenschaften nachweisbar.
Kain und Abel als sehr alte AT-Fabel ist nur ein Beispiel dafür. Sei es drum ! mich hat die Darstellung auf der Kirchentür "umgehauen" --- bin ich doch in einer stockkatholischen oberschlesischen Familie groß geworden.

Heute gibt es einen breiten Zugang zum Bekenntnis zur Aggression als Lebenshilfe, wenn sie vom Einzelwesen
steuerbar bleibt --- wenn ... !

Du meinst, das Christentum habe unseren Umgang mit Aggressionen verformt. --- Das stimmt ( im Interpersonellen) und stimmt nicht ( in der europäischen Kriegsgeschichte).Die Treuga Dei - Bewegung des Mittelalters hat NACHWEISLICH dazu geführt, dass Privatkriege allmählich verschwanden und das Recht, Krieg zu führen im Laufe der frühen Neuzeit nur dem Staat zugebilligt wurde.
Natürlich hast Du Recht, wenn Du auf die Instrumentalisierung der Aggression durch Sekten und /oder Religionsgemeinschaften ( MISSIONGEDANKE - HEILIGER KRIEG usw usw ) hinweist.
Mit Deinen Hinweis, dass bereits das frühe Christentum " römisch - imperial verseucht" war, hast Du sicher Recht -- Paulus war einer der Organisatoren der Römisch-Katholischen Kirche.
Vielleicht vergisst Du aber, dass - JOHANNESEVANGLIUM - auch eine Menge hellenistischen Gedankenguts von der Würde des Menschen und seinen Bezügen zur gesamten Natur von Anfang an in "unseren" Glauben ( er ist nicht mehr meiner) mittransportiert wurde.

Angst ( vor wie immer auch gearteter Strafe) ist sicher das stärkste Motiv, um Aggressionen hinanzuhalten ...
In dem Moment, wo der aufgeklärte Mensch die Angst vor Außenstrafen überwindet und nur noch das absolut miese Gefühl nach Wutausbrüchen als Regulativ der Aggression anerkennt, werden wir auch unseren persönlichen Taten kalkülhaft angewendete Aggressionen zulassen .... ohne MIESES GEFÜHL.


@ tomtekall... wie, ob und wann Du Dich hier bei mir - im Ernsthaften oder vielleicht sogar bei meinen Späßchen - einbringst, überlasse ich Dir - ohne die geringste Frustration.

Ich freue mich ... und andere sicher auch, Deine Anregungen zu lesen.

Baba - tschüssi - ( und da Dir meine flapsige Ausdrucksweise ja irgendwie zuwider ist )

Auf Wiederlesen

freundlich
Nante/M.

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